Im November 2013 bekam ich von Frau Loredana Steiner vom Contact Center der NZZ Mediengruppe den Hinweis auf ein Inserat vom 19.03.1937. Dies war insofern überraschend, als dass ich bis dahin noch nicht gehört habe, dass es eine Conklin-Vertretung in der Schweiz gab.
Die 1898 in Ohio USA gegründete Firma Conklin zwar sehr innovativ, aber wirtschaftlich nicht überragend erfolgreich.
1938 wurde sie an ein Konsortium verkauft und bis in die 40er Jahre zum Konkurs geschrumpft.
Umgehend ging ich auf Spurensuche. Tatsächlich fand ich in Zürich den Inserenten, die Firma Rüegg-Naegeli. Der Geschäftsführer, Herr Stefan Stiefel, teilte mir mit, dass Thomas A. Rüegg die Firmenleitung 1999 an
das Management abgab und aus dem operativen Geschäft ausgeschieden sei. 2002 übernahm Herr Stieffel mit einer Partnerin im Rahmen eines Management-Buy-out die Abteilung Büro-Architektur, Einrichtung und Organisation. Leider seine von der alten Firma keine Akten mehr vorhanden. Das einzige was geblieben war, ist
eine Vitrine mit alten Büroartikeln, die aber der Familie Rüegg-Naegeli gehörten, ich solle mich doch an die Tochter von Thomas A. Rüegg, Brigitte Rüegg wenden.
Das tat ich dann auch. Leider teilte mir auch sie mit, dass sie keine Unterlagen mehr hat, auch hab sie nur wenig Informationen über die Firma. Glücklicher Weise konnte sie mich an ihre Tante, Frau Dr. phil. Christina Csonka-Rüegg weiterleiten.
Nach ein paar Mails, wurde ich von Frau Csonka-Rüegg zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Nach zweieinhalb Stunden interessantem Gespräch bei Kaffee und Kuchen verliess ich Csonkas wieder. Im Gepäck eine interessante Geschichte, ein paar wenige Dokumente und eine Handvoll Füllfedern, die ich für mein Fülli-Museum mitbekommen habe.
Unter anderem war ein Swan-Set und einen Wahl-Lady-Pen (unten) dabei.
Den Wahl habe ich umgehend restauriert. Nun glänzt er wieder wie neu.
Letzten Monat (Juni 2018) bekam ich einen überraschenden Anruf von Brigitte Rüegg. Sie würden die Geschäftsliegenschaft in Glattbrugg räumen und da seien ja noch die Sachen aus der Vitrine, die ich gerne abholen dürfe.
Neben ein paar schönen Conklin-Füllfedern, ein paar alten Büro- und Werbeartikel, bekam ich auch ein paar historische Dokumente. Mit diesen bin ich nun in der Lage, eine Abhandlung über das Traditionsunternehmen Rüegg-Naegeli, insbesondere dessen Bezug zu Füllfedern nieder zu schreiben. Es ist dies eine Geschichte,
die vergleichbar ist mit den meisten, ehemals erfolgreichen Papeteriebetrieben in der Schweiz.
Viele der späteren Schweizer Papeteristen waren in ihren Ursprüngen im Papier-, Druck- oder Buchbindegewerbe zuhause. So auch der erst der 24jährige Albert Naegeli aus Marthalen im Zürcher Weinland. 1868 legte er im damaligen „Zürcher Kaufhaus“ den bescheidenen Grundstock zu einer Jahrzehnte
später erfolgreichen Bürofachfirma, der Firma Rüegg-Naegeli.
Freunde von Albert Naegeli halfen ihm, eine kleine Druckmaschine und ein minimes Lager an Papieren und Büroartikeln zu kaufen. Er aber begnügte sich nicht damit, hinter einem Ladenkorpus auf Kundschaft zu warten. Es zog ihn hinaus; er besuchte in der ganzen Schweiz und selbst in Oberitalien Fabrikanten und Handelsgeschäfte, besonders aber die aufblühende Hotellerie.
In einem Brief aus dem Jahre 1868 teilte Albert Naegeli seiner Freundin und zukünftigen Gattin Elisabeth Weidmann die bevorstehende Gründung seines kleinen Geschäftes mit.
1872 bildeten die beiden einen eigenen Hausstand. Elisabeth übernahm den Aufbau des neu eröffneten Ladengeschäftes in Zürich und Albert firmierte nun stolz mit dem Namen „Naegeli-Weidmann“. Zudem übernahm er das „Hauptdepôt“ der Geschäftsbücherfabrik König & Ebhardt, Hannover. Damit war
auch der Büroartikelverkauf im Laden begründet.
1879 wurde im Gebäude der Kreditanstalt an der neuen Zürcher Bahnhofstrasse 27, unter Leitung seiner Frau Elisabeth, ein vergrössertes Büroartikel- und Schreibwarengeschäft eröffnet. Mit der guten Entwicklung des
Geschäftes, welche aber auch den vollen Einsatz dieser tüchtigen Geschäftsfrau erforderte, gewann sie immer grössere Erfahrung, was ihr umso mehr zugutekam, als Albert Naegeli schon mit 45 Jahren starb und sie die Hauptlast des Geschäftes tragen musste.
1895 heiratete der Seidenkaufmann Johann Caspar Rüegg die einzige Tochter der Naegelis und stand als Schwiegersohn, der seit sechs Jahren verwitweten Elisabeth Naegeli-Weidmann geschäftlich zur Seite.
1899, mit seinem Eintritt ins Geschäft, wurde die Firma Rüegg-Naegeli & Cie. offiziell im Handelsregister eingetragenen. Auch das Verkaufslokal an der Bahnhofstr. 27 ist bereits erwähnt.
«Vollständige Bureau-Einrichtungen» - schon in den Gründungsjahren wurde so inseriert, und 1902 wurden Rolljalousie- Pulte als Schweizer Fabrikat und Flachpulte anstelle der bisher abgeschrägten Schreibtische offeriert.
Für die von Rüegg-Naegeli eigens entwickelten Registratursysteme wurden Holzschränke und ganze Schrankwände entworfen und hergestellt.
1904-1905 wurde in der Zeitschrift "Am häuslichen Herd" für Schreibpulte geworben.
Ein grosses Sortiment Briefpapier, Couverts, Kopierbücher und -pressen, mächtige Hauptbücher eigener Fabrikation und dazu «Papeteriewaren und Lederartikel in bester Qualität» standen der Bürokundschaft zur Verfügung.
Links: Anzeige von 1906 (Schweizerisches Handelsamtsblatt Band 24)
Auch das Ladengeschäft an der Bahnhofstrasse 27, im Gebäude der Schweizerischen Kreditanstalt (der heutigen Crédit Suisse), entwickelte sich.
Mail: info@swiss-pen.ch
Seit über 30 Jahren sammle, restauriere und dokumentiere ich alte Füllfederhalter. Im Rahmen meiner Sammlertätigkeit sind mir insbesondere zwei Marken mit den Namen "ASKA" und "Monte Rosa" aufgefallen. Meine Recherchen ergaben, dass es sich hier um zwei Marken handelt, deren Ursprung in der Schweiz liegen. Im Gegensatz zu den grossen europäischen und amerikanischen Marken ist weder in der Literatur noch im Internet etwas Konkretes über alte Schweizer Füllfedern dokumentiert.
Deshalb betrachte ich es als erstrebenswert, mittels umfassende Recherchen einen Überblick über die Produktion und den Vertrieb von Füllfedern in der Schweiz zu schaffen und aufzeigen, dass auch in der Schweiz eine - wenn auch kleine, aber feine – Füllfederhalter und Goldfeder-Produktion stattgefunden hat.
Vielen Dank für Ihre Mithilfe.
Daniel C. Holzer